Illustration eines erfüllten Lebens

Eine Geschichte aus China erzählt von einem Maler, der alt und einsam geworden war über der Arbeit an einem einzigen Bild. Schließlich wurde es doch fertig. Er lud die verbliebenen Freunde ein. Sie umstanden das Bild: ein Park war darauf zu sehen, ein schmaler Weg zwischen Wiesen führte zu einem Haus auf der Anhöhe. Als die Freunde, fertig mit ihrem Urteil, sich dem Maler zuwenden wollen, ist er nicht mehr da. Sie blicken ins Bild: dort geht der auf dem Weg die sanfte Anhöhe hinauf, öffnet die Tür des Hauses, steht einen Augenblick still, dreht sich um, lächelt, winkt noch einmal und verschwindet, sorgfältig die gemalte Tür hinter sich verschließend (aus Rüdiger Safranski: Wieviel Wahrheit braucht der Mensch, 1993).
Entwerfen
Wendepunkte und neue Entwicklungsphasen erfordern neue Zukunftsentwürfe.
„Wenn das Leben keine Vision hat, nach der man strebt, nach der man sich sehnt, die man verwirklichen möchte, dann gibt es auch kein Motiv, sich anzustrengen.“ (Erich Fromm)


Verändern
„Give up to go up!“. Damit eine neue Lebenswelt entsteht, müssen auch liebgewordene Bestandteile der bisherigen Vita auf den Prüfstand. Den damit verbundenen Schmerz gilt es zu ertragen und zu verarbeiten.
Entdecken
Es gilt, die neue Lebenswelt Schritt für Schritt zu entdecken und zu gestalten. Bislang verborgene Leidenschaften und Begabungen wollen erkannt und gelebt werden. Neue Erfahrungen warten darauf, gemacht zu werden.

Die Erntephase des Lebens genießen und gestalten
Im späten Erwachsenenalter kommt es darauf an, sich jenseits des persönlichen Mythos zu bewegen, dem man in der Schaffensphase jahrzehntelang gefolgt ist (vgl. hierzu Dan McAdams: The Stories We Live by: Personal Myths and the Making of the Self, 1997). Aufbauend auf der Lebensrückschau gilt es, Zuversicht aus der eigenen Geschichte zu schöpfen, Altes aufzugegeben und noch einmal eine Vision für die letzte Lebensphase zu entwickeln.


Die Ernte ist eingefahren und kann jetzt ausgekostet und produktiv genutzt werden. Altersgerecht Neues wagen und eine hiermit stimmige Lebensphilosophie zu praktizieren, ist die einmalige Chance im Ruhestand. Das Leben genießen und für das eigene Vermächtnis Sorge tragen ist nun die spannende Herausforderung.
Das kann etwas so Naheliegendes und gleichzeitig Wesentliches sein wie die Unterstützung und Beratung von Kindern und Enkelkindern. Verborgene Talente in sich entdecken, sich fortbilden, autobiografisch arbeiten, in anregenden Projekten aufgehen und damit Nutzen stiften in Bereichen wie Musik, Literatur oder Kunst sind weitere Sinnperspektiven. Umzug in eine andere Stadt oder aufs Land, die Wohnung neu und künstlerisch inspirierend gestalten, neue Kontakte knüpfen – Agilität ist Trumpf und der Fantasie sind keine Grenzen gesetzt.