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Gesetz der Ernte

Die Gans, die goldene Eier legt

In Aesops Fabel von der Gans, die goldenen Eier legt, entdeckt ein armer Bauer eines Tages im Nest einer seiner Gänse ein golden glänzendes Ei. Zunächst hält er das für eine Täuschung, lässt das Ei aber dennoch prüfen. Und tatsächlich, es ist aus reinem Gold! Der Bauer kann sein Glück kaum fassen und das Staunen nimmt kein Ende, denn Tag für Tag findet er erneut ein goldenes Ei. Er wird reich und meint zu träumen.

Aber mit dem sich mehrenden Reichtum wächst auch die Begehrlichkeit. Der Bauer will nicht mehr jeden Tag auf das goldene Ei warten und schlachtet deshalb die Gans, um sich alle Eier auf einmal einzuverleiben. Als er die Gans aufschneidet, ist sie leer. Keine goldenen Eier und keine Möglichkeit, weitere zu bekommen.

Kapital und Erfolg

Jeder Mensch ist zu Beginn seiner Biografie als Erwachsener mit einem bestimmten „Startkapital“ ausgestattet. Dabei handelt es sich um ein Portfolio aus physischen, ökonomischen, sozialen, kulturellen, wissenschaftlichen, sprachlichen und politischen Ressourcen, auf die im weiteren Werdegang zurückgegriffen werden kann (siehe Pierre Bourdieu: Die feinen Unterschiede. Kritik der gesellschaftlichen Urteilskraft, Suhrkamp 1987).

Wie und in welchem Umfang der einzelne Mensch diese verschiedenen Kapitalsorten pflegt und weiterentwickelt, liegt in einem gewissen Umfang in seiner eigenen Hand. Auch dann, wenn die ursprüngliche Kapitalausstattung als ungerecht empfunden wird, ist die langfristige Lebenslage wesentlich vom Umgang mit dem Startkapital abhängig.