Bedeutung und Begründung von Prinzipien

Die langfristige Wirkung des Handelns auf die Lebensumstände, den individuellen Lebenserfolg und die Lebenszufriedenheit hängt wesentlich davon ab, inwieweit das Denken die essentiellen Prinzipien der Lebensführung berücksichtigt.
Prinzipien sind keine esoterischen oder religiösen Konzepte, sondern die Grundlage fast jeder Menschheitsreligion, fundierten Sozialphilosophie und weltlichen Ethik. Man kann sie zwar verletzen, aber ebenso wenig wie die Schwerkraft können sie außer Kraft gesetzt werden. Oder wie es Cecil de Mille in seinem Monumentalfilm „Die zehn Gebote“ 1956 formulierte: „Wir können unmöglich das Gesetz brechen. Wir können nur am Gesetz zerbrechen.“
Prinzipien haben sich in der Geschichte der menschlichen Zivilisation immer wieder offenbart. Sie bilden die Voraussetzung persönlicher Entwicklung und jedweder menschlichen Gemeinschaft, die wächst und gedeiht. Wie gut die Menschen in einer Gesellschaft sie erkennen und im Einklang mit ihnen leben, bestimmt darüber, ob sie nachhaltig und in ihrem eigenen wohlverstandenen Interesse erfolgreich sind. Ihre Beachtung ist eine wesentlich Basis für persönliche Würde, Größe und Integrität.
In seinem Buch „Die sieben Wege zur Effektivität“ vergleicht Stephen R. Covey Prinzipien mit Leuchttürmen. Anhand folgender Anekdote zeigt er, wie wichtig es für die Lebensführung ist, dass unsere Paradigmen (s.u.) diesen „existentiellen Gesetzen“ entsprechen.
Zwei Kriegsschiffe befinden sich seit zwei Tagen bei schwerem Wetter auf Manöver. Nebelschwaden erschweren die Sicht, also bleibt auch der Kapitän des Leitschiffes auf der Brücke und überwacht alles. Kurz nach Anbruch der Dunkelheit meldet der Ausguck: „Licht Steuerbord voraus!“ „Bleibt es stehen oder bewegt es sich achteraus?“ ruft der Kapitän. Der Ausguck antwortet: „Es bleibt, Kapitän.“
Dies bedeutet, dass sich die Kriegsschiffe auf einem gefährlichen Kollisionskurs befinden, weshalb der Kapitän anordnet: „Schicken Sie dem anderen Schiff ein Signal: wir sind auf Kollisionskurs, empfehlen 20 Grad Kursänderung.“ Zurück kommt das Signal: „Empfehlen Ihnen, den Kurs um 20 Grad zu ändern“. Der Kapitän antwortet: „Melden Sie: ich bin ein Kapitän. Kurs um 20 Grad ändern. „Ich bin ein Seemann zweiter Klasse“, lautet die Antwort, „Sie sollten ihren Kurs besser um 20 Grad ändern“. Inzwischen ist der Kapitän ziemlich wütend. Er schimpft: „Signalisieren Sie, dass ich ein Kriegsschiff bin. Er soll den Kurs um 20 Grad ändern“. Prompt wird eine Antwort zurückgeblinkt: „Ich bin ein Leuchtturm“. Wir ändern unseren Kurs.
Prinzipien kann man in drei Kategorien gliedern:
1. Strategische Prinzipien zur Förderung des wohlverstandenen Eigen- und Sozialinteresses und als Gegenstück und Ergänzung zu einer kurzzeithedonistischen Lebensausrichtung (Gesetz der Ernte, Synergie, Systematisches Erfinden, Erneuerung).
2. Singuläre moralische Gebote (z.B. Die „Zehn Gebote“)
3. Normative Meta-Prinzipien wie der Kategorische Imperativ von Immanuel Kant
Paradigmen

Im Unterschied zu universell bewährten Prinzipien sind Paradigmen Grundideen und Denkmuster, die eine wissenschaftliche, philosophische oder kulturelle Disziplin in einer bestimmten geschichtlichen Phase charakterisieren. Sie definieren einen Rahmen für zulässige Fragestellungen, sinnvolle Erklärungen und mögliche Lösungen.
Auf einer profaneren Ebene sind Paradigmen unsere alltäglichen Glaubenssysteme und Überzeugungen die eigene Person, andere Menschen und die persönliche Lebenswelt betreffend. Nachhaltiger Lebenserfolg ist nur dann möglich, wenn die individuellen oder kollektiven Paradigmen den Prinzipien der Wirklichkeit (s.o.) entsprechen.
Ein allgemeines Beispiel sind die Fallgesetze. Im Rahmen der Mission von Apollo 15 demonstrierte der Astronaut David Scott die Irrigkeit des Paradigmas, dass Körper im gleichen Medium aufgrund ihrer unterschiedlichen Schwere unterschiedlich schnell zu Boden sinken. Bei der Rückkehr vom letzten Mondspaziergang zur Landefähre ließ er vor einer Fernsehkamera einen Hammer und eine Feder fallen, um die Theorie von Galilei zu demonstrieren, dass Objekte in einem Vakuum mit der gleichen Geschwindigkeit fallen.